Zu gast bei der Kakaofarmerin
20 Zecken - das war der Preis, um hinter die Kulissen der Kakaoproduktion zu blicken. Ich sitze bei Rosita und suche mich nach den Plagegeistern ab. Sie erzählt mir was mit den Kakaobohnen passiert, die wir gestern geerntet haben. Sie bringt die Bohnen samt Fruchtfleisch zur Kooperative. Dort werden sie 4 Tage fermentiert und 3 Tage in der Sonne getrocknet.
traumort kakaoplantage
Seit 5 Jahren baut Rosita Kakao auf hügeligen 3 Hektar an. Keine Straße führt in dieses Tal in Esmeraldas, Ecuador. Die letzten Kilometer legen wir zu Fuß zurück. Eigenhändig hat sie ein Holzhaus gebaut. Zum Frühstück kocht sie für uns grüne Bananen und Fleischeintopf.
Rosita liebt die Abgeschiedenheit, das Landleben. Um ihren Traum als Farmerin zu verwirklichen hat sie ihren Job als Ingenieurin aufgegeben.Was?! Sie ist eigentlich studierte Ingenieurin? Das hatte ich nicht erwartet.
Die ernte beginnt
Wir erklimmen den ersten Hang und suchen die Bäume nach den goldgelben Kakaoschoten ab. Bald ist der Korb auf dem Rücken gefüllt und wiegt über 15 kg. Alle paar Meter entsteht ein Sammelplatz. Dort schlägt Rosita die Kakaoschoten mit der Machete auf. Ich begnüge mich damit, die Bohnen samt Fruchtfleisch herauszuholen. Es duftet fruchtig fein. Der Geschmack erinnert mich an Litchie mit einem Hauch Limette.
Schnell gebe ich mich geschlagen. Die Hänge ihrer Farm sind so steil, dass meine Knie auch ohne Last streiken. Kakaobohnen pulen - das ist mein Job. Und nebenbei Avocados und Bohnen ernten. Dank der Mischkultur kann Rosita komplett auf Pestizide verzichten und sich größtenteils mit Obst und Gemüse selbst versorgen.
Heimweg zu Pferde
Wir haben an einem Tag 100 Kilo zusammen getragen. Die tropfenden Säcke werden auf das Pferd geladen und wir treten den Heimweg an. Vom nächsten Dorf geht’s mit dem Pickup weiter in die nächste Stadt. Es ist mittlerweile dunkel geworden.Noch ein kurzer Besuch bei ihrer Tante und ihrem Opa. Wenn sie sich nicht blicken lässt, sorgt sich der alte Herr. Mit der Rikscha fahren wir zu Rosita nach Hause. Ihr Mann ist ebenso erschöpft wie wir. Als Fischer ist er täglich 12 Stunden auf See. Ich schließe den Vorhang hinter mir und falle tot ins Bett.