AromaPlantes

Marché de lavande

Unterhalb des schönen Örtchens Sault mit dem Blick auf den Mont Ventoux liegt die Destillerie AromaPlantes. Ich hatte sie während eines Urlaubs 2017 per Zufall entdeckt. Damals wandelten wir auf der Spuren des Lavendels durch die Provence und an einem wunderschön sonnigen Tag fuhren wir durch Sault.

Es war Markttag und es sollte der duftendste Markt meines Lebens werden. Überall wurden ätherische Öle verkauft – teilweise unter’m Ladentisch, weil die Gesetze in Frankreich den Verkauf einiger Öle verbieten. Zu dieser Zeit waren Öle für mich nichts anderen als Duftstoffe und ich ließ mich von meiner Nase lenken. Erst ein paar Jahr später sollte ich erfahren welch unglaubliche Wirkung ätherische Öle entfalten können und mit welcher Vorsicht sie zu behandeln sind. 

duft nach paradies

Nachdem wir nun durch die Gässchen von Sault von Marktstand zu Marktstand schlenderten, zog es uns hinaus auf’s Land. Angelockt durch die Schilder von AromaPlantes kamen wir zu dieser malerischen Destille – in einem wunderschönen Natursteinhaus. Ich fühlte mich wie im Paradies: Regale gefüllt mit heimischen und exotischen ätherischen Ölen, Hydrolaten und allerlei duftenden Produkten. Voller Inspiration kam ich aus diesem Urlaub zurück und wenige Zeit später besuchte ich meinen ersten Naturkosmetikkurs. Aber das ist eine andere Geschichte.

Lavendelernte

Heute, im Juli 2021, kommen wir das erste Mal wieder zurück nach Sault.
Unsere Mission: wir wollen an einer Lavendelernte teilnehmen und erleben wie das ätherische Lavendelöl produziert wird. Wir treffen Laurent. Er arbeitet seit einigen Jahren in dem kleinen Familienbetrieb. Am liebsten
betreut er die Besucher und Einkäufer. Seine Begeisterung für die Pflanzen und ätherischen Öle kommen aus jeder Pore. Laurent empfängt uns gut gelaunt und erklärt was uns erwartet. Wir werden das Feld auf traditionelle Weise von Hand abernten. Mit einer Sichel und einem Tuch bewaffnet gehen wir auf das blühende Lavendelfeld. Das Tuch wird zu einem Sack gebunden, der die Ernte auf unserem Rücken beherbergt. Und dann geht es los. Pflanze um Pflanze ernten wir mit der Sichel die Blütenstängel ab. Angefangen in der Mitte des Lavendelbuschs geht es Büschel für Büschel im Kreis bis die Lavendelpflanze abgeerntet ist.

destillieren

Über 40 Kilo tragen wir zusammen. Um so viel Öl wie möglich zu
destillieren werden die geernteten Blüten sofort zur Destille transportiert. Dort kommt sie in einen Kessel. Wir stampfen auf den Blüten um sie im Kessel zu verdichten – denn je länger der Wasserdampf braucht um durch das Pflanzenmaterial aufzusteigen, desto mehr ätherisches Öl wird aus der Blüte gelöst. Es ist ein bisschen wie das Zerstampfen von Weintrauben aus meiner Heimat am Kaiserstuhl – nur dass hier mich ein betörender Lavendelduft umfängt.

Der Wasserdampf wird durch kühlende Rohre geleitet wo er kondensiert und in einen Bottich läuft. Es schießt nur so aus dem Rohr. Laurent testet in regelmässigen Abständen wie viel ätherisches Öl der Wasserdampf mit sich bringt. Dabei füllt hält er eine Glasflasche unter den Wasserstrahl und schaut in der Flasche wieviel Öl noch oben schwimmt. Nach bereits 20 Minuten ist nur noch eine kleine Ölschicht in der Flasche zu sehen. Das Destillieren neigt sich dem Ende. Aus 40 kg konnten wir 300ml ätherisches Lavendelöl gewinnen.

Wildsammlung

Abends lernen wir Regine kennen, die gerade aus ihrem Gemüsegarten kommt. Sie ist die Gründerin von AromaPlantes. Eine herzliche aufgeschlossene Dame, die uns die Geschichte von den Anfängen der Destille erzählt. In der 68ern lebte Sie mit ihrem Mann in Marseille. Doch die Großstadt machte sie ales andere als glücklich. Zu sehr vermissten sie die Nähe zur Natur. So beschlossen sie zurück in die Heimat zu ziehen und im Einklang der Natur zu leben. Sie begannen wildem Lavendel zu ernten und zu destillieren. Doch der wilde Lavendel war immer seltener zu finden. Denn die Wiesen der Wildkräuter werden nach und nach von Büschen und Bäumen zurückerobert. Früher zogen Hirten mit ihren Schafen über’s Land und hielten die Wiesen frei. Durch intensive Nutztierhaltung verschwinden die Schäfer und damit auch der wilde Lavendel.

Bio pioniere

Auf der Farm der Schwiegereltern fingen sie mit dem Lavendelanbau an – von Beginn an achteten sie auf Bioanbau. Das waren die 68er und der Bioanbau war unsere Form der Revolution” erzählt sie uns mit leuchtenden Augen. Maschinen gab es damals keine – alles wurde von Hand gepflanzt, geerntet und destilliert. Das Destillieren von Blüten ist eine Saisonarbeit. Um in den anderen Jahreszeiten auch destillieren zu können, kamen nach und nach weitere Pflanzen hinzu. Besonders Nadelbäume eignen sich gut für die Destillierung in den Wintermonaten. Dabei verwenden sie die Holzabfälle (Äste und Nadeln) von Fichten, Pinien und Zedern aus der Region.

Vor ein paar Jahren hat ihr Sohn Guillaume die Destille übernommen und weiter ausgebaut. Heute werden hier 30 verschiedene Öle destilliert und eigene Kosmetik hergestellt.

Doch Lavendel ist und bleibt die größte Leidenschaft der Gründerin. Sie wurde „im Lavendel geboren“ sagt sie, mit einem Lächeln.